Abstract: |
Die vorliegende Studie geht der Frage nach, ob und inwiefern ehemalige
Leistungssportler im späteren Berufsleben erfolgreicher sind als
Nichtsportler. Die zugrundeliegende Überlegung ist, dass sich Leistungssport
positiv auf die Entwicklung von Charaktereigenschaften auswirkt, die auch im
späteren Berufsleben nützlich sind. Erfolg wird dabei anhand des Einkommens
der betrachteten Personen gemessen. Wir vergleichen dazu das monatliche
Nettoeinkommen ehemals von der Deutschen Sporthilfe geförderten Athleten mit
den monatlichen Einkommen von Nichtsportlern. Um eine möglichst gute
Vergleichbarkeit zu erreichen, werden Sportler mit Personen verglichen, die
ähnliche Charakteristika aufweisen. Hierzu verwenden wir Variablen wie das
Alter, das Geschlecht, die Ausbildung, den Beruf oder den Arbeitsort. Um eine
möglichst hohe Übereinstimmung bezüglich der Charaktereigenschaften zu
erreichen, verwenden wir ebenso Informationen über Kommunikationsfähikeit, die
Kreativität oder die Stresstoleranz. Auf diese Weise verhindern wir eine
Verzerrung der Ergebnisse aufgrund einer Selbstselektion bestimmter Personen
in den Leistungssport. Leistungssportler könnten generell über eine höhere
Disziplin und einen stärkeren Ehrgeiz verfügen, sodass der spätere Erfolg
nicht auf die Effekte des Sports, sondern auf die Eigenschaften der Sportlers
zurückzuführen ist. Im Ergebnis finden wir einen positiven Einfluss des
Leistungssports auf den beruflichen Erfolg der ehemaligen Athleten. Je nach
Analyse, weisen die ehemaligen Sportler ein um ca. 600-900 Euro höheres
Einkommen als die Nichtsportler auf. Differenziert man zwischen Team- und
Einzelsportarten, so lassen sich ebenso sognifikante Unterschiede messen.
Ehemalige Sportler einer Teamsportart verdienen im Durchschnitt 50-100 Euro
mehr als ehemalige Sportler einer Einzelsportart. Dies lässt vermuten, dass
die Teamfähigkeit der Sportler sich auch im Berufsleben positiv bemerkbar
macht. Ein weiterer Einfluss lässt sich durch das Geschlecht der Athleten
feststellen. Zwar erzielen sowohl männliche als auch weibliche Athleten ein
höheres Einkommen als Nichtsportler. Der Einkommenszuwachs weiblicher
ehemaliger Sportler ist jedoch um einiges geringer als der der männlichen
Pendants. Frauen können lediglich ein um 560-635 Euro höheres Einkommen
erzielen, wenn sie Leistungssport betrieben haben. Besonders interessant ist
dabei die Tatsache, dass ehemalige Leistungssportlerinnen damit im Einkommen
zu den männlichen Nichtsportlern aufschließen. Der Sport führt also zu einer
Schließung der sogenannten "Gender-Wage Gap". Insgesamt lässt sich also
festhalten, dass die Teilnahme am Leistungsport durchaus einen positiven
Einfluss auf die berufliche Karriere nehmen kann. Über die genauen Gründe
lässt sich zwar nur spekulieren, jedoch liegt die Vermutung nahe, dass der
Sport Charaktereigenschaften wie zum Beispiel Ausdauer und
Leistungsbereitschaft fördert, die auch im Beruf von Vorteil sind. Mögliche
negative Effekte, zum Beispiel auf das Zeitbudget und die Ausbildung der
Sportler, scheinen dabei wenn überhaupt nur eine untergeordnete Rolle zu
spielen. |