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on German Papers |
By: | Lesch, Hagen; Eckle, Lennart |
Abstract: | Im ersten Halbjahr fanden in den zwanzig der im IW-Konfliktmonitoring einbezogenen Branchen 13 Tarifverhandlungen statt, unter anderem im Öffentlichen Dienst, im Einzelhandel, im Groß- und Außenhandel, bei der Deutschen Post und bei der Deutschen Bahn. Viele der Tarifkonflikte eskalierten stärker als gewöhnlich. Oft endet die Eskalation in Tarifverhandlungen beim Warnstreik. Im ersten Halbjahr spitzten sich einige Konflikte aber weiter zu. Es gab Urabstimmungen bei Post und Bahn, Schlichtungen bei der Bahn und im Öffentlichen Dienst sowie juristische Auseinandersetzungen bei der Bahn und in der Süßwarenindustrie. Im Durchschnitt fielen je Konflikt 14, 4 Konfliktpunkte an. Das ist der höchste Wert seit 2015, als 17, 8 Punkte anfielen. Im Vorjahr waren es lediglich 5, 1 Punkte. Am ruppigsten ging es zwischen der Eisenbahnergewerkschaft EVG und der Deutschen Bahn zu. Dort summierten sich die verschiedenen Konflikthandlungen bis Ende Juni 2023 auf insgesamt 33 Punkte. Dann einigten sich die Streitparteien auf eine Schlichtung. Es folgen der Öffentliche Dienst mit 29 Punkten, die Papierverarbeitende Industrie mit 22 und der Einzel- sowie Groß- und Außenhandel mit jeweils 21 Punkten. Harmonisch blieben die Verhandlungen bei den Fluggesellschaften. Bei der Lufthansa galt im Tarifkonflikt mit den Piloten allerdings noch bis zum 30. Juni eine Friedenspflicht. Bis dahin gab es lediglich eine Drohung des Unternehmens, die Flotte im Mutterkonzern zu reduzieren, wenn die Kosten nicht gesenkt würden. Auch die Lufthansa-Tochter Eurowings verhandelt mit den Piloten. Hier gab es im ersten Halbjahr keine Eskalation. Bei Verhandlungen zwischen Eurowings und dem Kabinenpersonal gab es bislang drei Konfliktpunkte. Angesichts der anhaltenden Inflation sind die Lohnforderungen der Gewerkschaften zuletzt stetig angestiegen. Vielfach wird ein Mindestbetrag gefordert, um kleinere Einkommen, die unter der Inflation am meisten leiden, überdurchschnittlich anzuheben. Die hohen Forderungen belasten die Tarifverhandlungen, da auch viele Unternehmen mit den Folgen der Inflation kämpfen und von ihren Arbeitgeberverbänden keine zu große Konzessionsbereitschaft erwarten. Ein zentrales Instrument der Kompromissfindung wurde die im Zuge der Konzertierten Aktion gegen den Preisdruck von der Bundesregierung angebotene steuer- und sozialabgabenfreie Inflationsausgleichsprämie. Angesichts der in den letzten drei Jahren entstandenen Reallohnverluste und dem Arbeits- und Fachkräftemangel wird sich der Verteilungskonflikt wohl weiter verschärfen, zumal ver.di mit seiner konfliktfreudigen Strategie des "Organisierens am Konflikt" viele neue Mitglieder gewinnen konnte. |
JEL: | J50 J51 J52 |
Date: | 2023 |
URL: | http://d.repec.org/n?u=RePEc:zbw:iwkrep:382023&r=ger |
By: | Beznoska, Martin; Hentze, Tobias; Kauder, Björn |
Abstract: | Die finanzielle Schieflage der Kommunalfinanzen in Nordrhein-Westfalen (NRW) ist offensichtlich. Der kommunale Schuldenstand pro Einwohner in NRW lag Ende des Jahres 2022 mit 2.863 Euro deutlich höher als in den meisten anderen Bundesländern. Über 40 Prozent der kommunalen Schulden in NRW entfallen auf Kassenkredite, insgesamt knapp 20 Milliarden Euro. Im Jahr 2021 sind hatten nur 95 der 396 NRW-Kommunen keine Kassenkredite. Eine Verschuldung von mehr als 1.000 Euro pro Kopf wiesen 99 Kommunen auf - im Jahr 2000 waren es nur zwei Kommunen. Hohe Kassenkredite stellen folglich weiterhin für viele - wenn auch längst nicht für alle - Kommunen ein dringliches Problem dar. Da andere Bundesländer angesichts ihrer kommunalen Verschuldungslagen bereits aktiv wurden und Entschuldungslösungen umsetzen, ist es überfällig, dass weite Teile der Landespolitik in NRW ebenfalls beabsichtigen, ein Entschuldungsprogramm auf den Weg zu bringen. Bei der Ausgestaltung ist es wichtig zu beachten, dass die grundsätzliche Verantwortung für die Finanzausstattung der Kommunen auf Landesebene liegt. Eine kommunale Beteiligung verbunden mit Anreizen sowohl zur Haushaltssanierung als auch zur Investitionssteigerung wäre zielführend. Im von der Landesregierung skizzierten Entschuldungsprogramm sollen Zins und Tilgung der kommunalen Altschulden im Wesentlichen über eine Umwidmung von Grunderwerbsteuereinnahmen, die bisher den Kommunen zufließen, sowie über Mittelzuflüsse des Bundes erfolgen. Das Land sollte jedoch zusätzlich zu geplanten Investitionszuschüssen ebenfalls einen Eigenbeitrag zum Schuldendienst leisten, zumal die gewünschte Bundesbeteiligung angesichts des rechtlichen Rahmens alles andere als selbstverständlich wäre. In absoluten Zahlen würden vor allem die großen Städte im Land, besonders im Ruhrgebiet, von dem Entschuldungsprogramm profitieren. Je Einwohner gerechnet würde der stärkste Schuldenabbau in Oberhausen, Mülheim an der Ruhr und Hagen erfolgen. |
JEL: | H63 H72 H74 |
Date: | 2023 |
URL: | http://d.repec.org/n?u=RePEc:zbw:iwkrep:402023&r=ger |
By: | George, Sarah; Kellermann, Robin |
Abstract: | Leere Bahnhöfe, verwaiste Straßen: Der Verkehrssektor gehörte zweifellos zu den markantesten Ausprägungen der COVID-19-Pandemie. Nachdem der gesellschaftliche Krisenzustand seit Frühjahr 2023 offiziell als überwunden gilt, untersucht die vorliegende Studie, wie drei Jahre Pandemie das Verkehrswesen und das Mobilitätsverhalten in Deutschland verändert haben. Im Sinne einer Synthesestudie werden dazu sieben zentrale Befunde und Thesen der Mobicor-Längsschnittbefragung (WZB, infas) in den Kontext anderer Studienergebnisse eingeordnet und diskutiert, um ein robusteres Bild der durch die Pandemie ausgelösten (Langzeit-)Effekte zu erhalten und zukünftige Bedarfe im Bereich der sozialwissenschaftlichen Mobilitätsforschung in Deutschland abzuleiten. Die zentralen Ergebnisse der Mobicor-Studie, die im Zeitraum von 2020 bis 2022 im Rahmen von vier Erhebungswellen durchgeführt wurde, umfassen sowohl Erkenntnisse zur physischen als auch zur virtuellen Mobilität und wurden aus quantitativen Befragungen sowie ergänzenden qualitativen Interviews gewonnen. Im Kontext von insgesamt 25 Referenzstudien aus den Pandemie-Jahren 2020-2022 zeigte sich eine überwiegende Bestätigung der Mobicor-Befunde. Dies umfasste den Befund des Bedeutungsgewinns des Fuß- und Radverkehrs bei gleichzeitigem Bedeutungsverlust des Öffentlichen Verkehrs als auch die Autonutzung auf weiterhin hohem Niveau. Für die physische Mobilität deutet sich insgesamt der Langzeitbefund auch nach der Pandemie verringerten Verkehrsleistung an. Zudem deckte sich im Bereich der virtuellen Mobilität der zentrale Mobicor-Befund einer im Verlauf der Pandemie zunehmenden Normalisierung und Etablierung des orts- und zeitflexiblen Arbeitens mit dem Großteil der Studienlage, wobei bislang keine gesicherten Erkenntnisse über die Wechselwirkung von Homeoffice und möglichen Verkehrsentlastungen vorliegen. Neben der dringenden Notwendigkeit einer räumlichen, soziodemographischen und sozioökonomischen Differenzierung des durch die Pandemie veränderten Mobilitätsverhaltens plädiert die vorliegende Studie dafür, zukünftig eine systemische Mobilitätsforschung zu stärken, die neben dem individuellen Mobilitätsverhalten auch strukturelle Einflüsse, soziale Kontexte und politische Rahmenbedingungen in den Blick nimmt, um der gestiegenen Komplexität des Mobilitätsverhaltens gerecht zu werden. |
Date: | 2023 |
URL: | http://d.repec.org/n?u=RePEc:zbw:wzbdms:spiii2023602&r=ger |
By: | Marcel Fratzscher |
Abstract: | Die Unterstützung für die rechtspopulistische Partei Alternative für Deutschland (AfD) hat sich laut aktuellen Umfragen seit den letzten Bundestagswahlen vor zwei Jahren auf mehr als 20 Prozent verdoppelt. Auf der Agenda der Partei stehen vor allem EU-skeptische und zuwanderungsfeindliche Ziele. Mit Hilfe des von der Bundeszentrale für politische Bildung entwickelten Wahl-O-Mat werden die einzelnen Einstellungen der Partei verglichen mit den Anliegen ihrer Unterstützer*innen. Dabei tritt ein bemerkenswertes Paradox auf: Menschen, die die AfD unterstützen, würden am stärksten unter der AfD-Politik leiden, und zwar in Bezug auf fast jeden Politikbereich: Wirtschaft und Steuern ebenso wie Klimaschutz, soziale Absicherung, Demokratie und Globalisierung. Dieses Paradox scheint mit einer falschen Selbsteinschätzung vieler AfD-Wähler*innen und mit einer Fehleinschätzung der gesellschaftlichen Realität zusammenzuhängen. |
Date: | 2023 |
URL: | http://d.repec.org/n?u=RePEc:diw:diwakt:88de&r=ger |
By: | Oliver Hümbelin; Tina Richard; Rudolf Farys; Ben Jann |
Abstract: | In wohlhabenden Ländern wie der Schweiz stellen Lebenshaltungskosten eine wichtige Komponente einer ökonomischen Ungleichheitsanalyse dar, die oftmals vernachlässigt wird. Im vorliegenden Beitrag entwickeln wir eine Vorgehensweise mit dessen Hilfe der Einfluss der Lebenshaltungskosten auf die Ungleichheit der frei verfügbaren Einkommen bestimmt wird. Dafür nutzen wir verknüpfte Steuerdaten, welche die finanzielle Situation von rund 3.5 Millionen Menschen in der Schweiz umfassend abbilden. Lebenshaltungskosten sind in unterschiedlichen Szenarien mit verschiedenen Annahmen entwickelt. Sie umfassen minimal nötige, durchschnittliche und einkommensabhängige Ausgaben. Wir untersuchen die Effekte von Ausgaben für Alltagsgüter, Wohnkosten, Krankenkassenprämien und direkten Steuern. Zudem gehen wir auf regionale Unterschiede ein. Lebenshaltungskosten führen in allen Szenarien zu einer Verschärfung der Ungleichheit zwischen +13.1 Gini-Punkten (minimale Auslagen) und +22 Gini-Punkten (einkommensabhängig). Die Berücksichtigung regionaler Unterschiede ist mit einer gesamtgesellschaftlichen Reduktion der Ungleichheit um -5.7 Gini-Punkte verbunden. Insgesamt fallen besonders die Kosten für Wohnen (+11.7 GP) und für Alltagsgüter (+5.4 GP) ins Gewicht. Auch die Kosten der Krankenkassenprämien sind mit einer Zunahme der Ungleichheit der frei verfügbaren Einkommen verbunden (+6.2 GP), selbst wenn die ausgleichende Wirkung von Prämienverbilligungen einbezogen wird (-1.1 GP). Demgegenüber reduzieren progressive Steuern die Einkommensungleichheit erheblich (-5.5 GP). Die relative Belastung der Lebenshaltungskosten unterscheidet sich zudem besonders stark für die ärmsten und wohlhabendsten 10% der Einkommensverteilung, wohingegen die relativen Auswirkungen auf die mittleren Einkommen vergleichbar sind. Die mit steigendem Einkommen zunehmende Steuerlast und die abnehmende Entlastung durch Sozialleistungen führt unter dem Strich zu einer ähnlichen Lebenshaltungskostenbelastung der Einkommen vom 3. bis zum 9 Einkommensdezil. Obwohl die einkommensstärkste Gruppe durch Steuern überproportional belastet wird, fällt die Belastung der Lebenshaltungskosten in der wohlhabendsten Gruppe deutlich tiefer aus. Auffällig stark belasten Lebenshaltungskosten dagegen die beiden einkommensschwächsten Gruppen. Durchschnittlich Auslagen könnten sich 20% der Bevölkerung nicht leisten. |
Keywords: | cost of living, economic inequality, gini coefficient, register data, Switzerland |
JEL: | D31 D63 H23 |
Date: | 2023–08–03 |
URL: | http://d.repec.org/n?u=RePEc:bss:wpaper:47&r=ger |
By: | Heidt, Lukas |
Date: | 2023–08–12 |
URL: | http://d.repec.org/n?u=RePEc:dar:wpaper:139025&r=ger |