nep-ger New Economics Papers
on German Papers
Issue of 2011‒07‒02
five papers chosen by
Roberto Cruccolini
Ludwig-Maximilians-Universitat Munchen

  1. Verwilderungen des sozialen Konflikts: Anerkennungskämpfe zu Beginn des 21. Jahrhunderts By Honneth, Axel
  2. Demografischer Wandel - Identifikation von personalwirtschaftlichen Handlungsfeldern auf Basis einer Altersstrukturanalyse am Praxisbeispiel Commerz Real AG By Lehmann, Marie-Christin
  3. Auf der Suche nach der besten Rentenanpassungsformel By Gasche, Martin; Kluth, Sebastian
  4. Der niedersächsische Landpachtmarkt: Eine empirische Analyse aus Pächtersicht By Plumeyer, Cord-Herwig; Albersmeier, Friederike; von Oer, Maximilian; Emmann, Carsten H.; Theuvsen, Ludwig
  5. Volksheim oder Shopping Mall? Die Reproduktion der Gesellschaft im Dreieck von Markt, Sozialstruktur und Politik By Streeck, Wolfgang

  1. By: Honneth, Axel
    Abstract: In einigen seiner materialen Analysen hat Talcott Parsons die Etablierung moderner Gesellschaften als einen Prozess der Ausdifferenzierung von verschiedenen Sphären der wechselseitigen Anerkennung beschrieben. Im Ausgang von diesen anerkennungstheoretischen Teilen der Gesellschaftsanalyse Parsons skizziere ich in meinem Beitrag einige Züge des sozialen Konflikts in der jüngsten Gegenwart. Dabei gehe ich von dem Bild aus, das Parsons von den Anerkennungskämpfen gegeben hat, welche sich zu seiner Zeit in den hochindustrialisierten Gesellschaften des Westens abgespielt haben (1). Parsons' Diagnose normativ geordneter Anerkennungskonflikte dient im zweiten Schritt als Hintergrund, um einige der gesellschaftlichen Tendenzen herauszuarbeiten, die im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts zu einer schleichenden Untergrabung der von Parsons angenommenen pazifizierenden Ausgleichsregelungen geführt haben (2). Das vorläufige Ergebnis dieser Auflösungserscheinungen stelle ich im letzten Schritt meiner Überlegungen vor, indem ich Phänomene einer Verwilderung des sozialen Konflikts beschreibe; gemeint ist damit ein gesellschaftlicher Zustand, in dem die Bestrebungen nach sozialer Anerkennung ausufern und anomisch werden, weil sie in den systemisch vorgesehenen Handlungssphären keine normativ gerechtfertigte Befriedigung mehr finden (3). Der Beitrag zeigt die gesellschaftstheoretische Zentralstellung des Begriffs der Anerkennung auf, indem er diesen im Anschluss an Parsons für eine Analyse des gegenwärtigen Strukturwandels sozialer Konflikte fruchtbar macht. -- In several of his analyses, Talcott Parsons describes the establishment of modern societies as a differentiation process across spheres of mutual recognition. In this paper, I use Parsons' social theory of recognition to examine features of recent social conflicts. I begin with Parsons' description of the struggles for recognition that took place during his lifetime in the highly industrialized societies of the west (1). I then use Parsons' view of normatively ordered recognition conflicts to point out societal trends that led, in the final third of the twentieth century, to a gradual undermining of the pacification structures postulated by Parsons (2). An initial outcome of this apparent disintegration I describe as a barbarization of social conflict. By this I mean a state of society where struggles for social recognition escalate and become anomic because resolution can no longer be found in the existing systemic spheres of negotiation (3). This paper shows the importance of the term recognition to social theory by following Parsons' theory in analyzing structural transformations that are currently emerging in response to social conflicts.
    Date: 2011
    URL: http://d.repec.org/n?u=RePEc:zbw:mpifgw:114&r=ger
  2. By: Lehmann, Marie-Christin
    Abstract: Die demografische Entwicklung, charakterisiert durch sinkende Geburtenzahlen und eine zunehmende Lebenserwartung, führt dazu, dass die Bevölkerung Deutschlands im Durchschnitt immer älter wird und schrumpft. Diese Entwicklung hat nicht nur weit reichende Folgen für alle politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Systeme des Landes, sondern beeinflusst auch den Altersaufbau der Belegschaften in den Unternehmen. Der demografische Wandel trägt durch die Alterung der Erwerbsbevölkerung dazu bei, dass das Durchschnittsalter in vielen Betrieben schon heute mehr als 45 Jahre beträgt und die Mitarbeiter im Alter zwischen 35 und 50 Jahren die größte Gruppe der Belegschaft stellen. Die Alterung des Erwerbspersonenpotenzials und dessen zahlenmäßiger Rückgang stellen den Arbeitsmarkt und die Unternehmen vor neue Herausforderungen. Aus diesem Grund müssen insbesondere im Rahmen des Personalmanagements Handlungsfelder identifiziert sowie Maßnahmen entwickelt und implementiert werden, mit denen diesen Herausforderungen begegnet werden kann. Die Altersstrukturanalyse, welche in der vorliegenden Arbeit einer näheren Betrachtung unterzogen wird, stellt vor allem im Rahmen des demografischen Wandels ein wichtiges Instrument des Personalcontrollings dar. Mit Hilfe dieses Planungsinstruments können der Altersaufbau einer Belegschaft und damit einhergehende demografische Risiken sichtbar gemacht werden. Die Erstellung von Zukunftsszenarien ermöglicht es, zukünftige Entwicklungen der Untersuchungseinheit zu prognostizieren. Auf Basis der Ergebnisse können sodann personalwirtschaftliche Handlungsfelder identifiziert sowie Maßnahmen abgeleitet werden. Da dieses Instrument auch für die Commerz Real AG in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird, wurde im Bereich Construction und Technisches Management sowie innerhalb der Funktionsgruppe der Projektleiter eine Altersstrukturanalyse durchgeführt. Diese umfasste sowohl die Analyse des Altersaufbaus als auch eine Analyse der Qualifikationen bei den Projektleitern. Bereits heute sind in diesen Untersuchungseinheiten demografische Risiken sichtbar, da das Durchschnittsalter über 45 Jahre beträgt und ein Großteil der betrachteten Mitarbeiter älter als 40 Jahre ist. Aufbauend auf den Analyseergebnissen wurden personalwirtschaftliche Handlungsbedarfe identifiziert und unter anderem Maßnahmen für die drohende Wissensveralterung, den Verlust an Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit oder die Rekrutierungsprobleme durch den Fachkräftemangel entwickelt, mit deren Umsetzung den Herausforderungen des demografischen Wandels aktiv begegnet werden kann. --
    Keywords: Demografischer Wandel,Demografie,Demografische Entwicklung,Altersstrukturanalyse,Altersaufbau,Altersgruppen,Qualifikationsanalyse,Personalwirtschaft,Personalmanagement,Personalwirtschaftliche Handlungsfelder,Commerzbank AG,Commerz Real AG
    Date: 2011
    URL: http://d.repec.org/n?u=RePEc:zbw:fhjwws:012011&r=ger
  3. By: Gasche, Martin; Kluth, Sebastian (Mannheim Research Institute for the Economics of Aging (MEA))
    Abstract: Der seit 2004 gültige und 2007 um den Nachholfaktor erweiterte Mechanismus zur jährlichen Rentenanpassung ist in die Kritik geraten: zu kompliziert und nicht nachvollziehbar. Deshalb wird in dieser Studie die Rentenanpassungsformel im Status quo mit alternativen Rentenanpassungsformeln verglichen und die Formeln anhand verschiedener Kriterien beurteilt. Es zeigt sich, dass die derzeit gültige Formel besser ist als ihr Ruf. Jedoch stellt eine Anpassungsformel mit Lohnanpassung ergänzt um einen Nachhaltigkeitsfaktor eine gute Alternative dar. Diese Rentenanpassungsformel ist einfach, berechenbar, sorgt für eine Beteiligung der Rentner am Produktivitätsfortschritt, impliziert ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Beitragssatzstabilisierung und Rentenniveaustabilisierung, hält die intergenerative Ungleichbehandlung in Grenzen und sorgt dafür, dass die Rentenversicherung ein sich selbst stabilisierendes System darstellt. Dagegen sind Rentenanpassungsformeln, die sich an der Lohnsummenentwicklung oder an der Inflationsrate orientieren, weniger geeignet, weil sie die demographische Entwicklung nicht adäquat abbilden.
    JEL: H55
    Date: 2011–05–01
    URL: http://d.repec.org/n?u=RePEc:mea:meawpa:11241&r=ger
  4. By: Plumeyer, Cord-Herwig; Albersmeier, Friederike; von Oer, Maximilian; Emmann, Carsten H.; Theuvsen, Ludwig
    Abstract: --
    Date: 2011
    URL: http://d.repec.org/n?u=RePEc:zbw:daredp:1104&r=ger
  5. By: Streeck, Wolfgang
    Abstract: Flexible markets require flexible societies; humans, however, need a stable social order. According to received wisdom, when capitalist development razes traditional social structures, society fights back, and welfare state policies organize new stability to replace the old. More market produces more state. The present essay deals with the fertility crisis of modern societies in its relationship with both the expansion of labor markets and the change in family structures since the 1970s. It shows that traditional societies are fragile for their own reasons, without having to be subverted by expanding markets. Markets generate not just disorder but they also promise freedom. The end of the Fordist family was experienced not just as a loss but also as liberation. The decline of the standard employment relationship was paralleled by a decline of the standard family relationship, and with rising labor market participation by women, divorce rates increased while birth rates declined. Birth rates declined most where women are still required to be married in order to have children. The physical reproduction of contemporary modern societies depends on the choices of working women living with loose family ties. The social-democratic solution is the Scandinavian folkhemmet (people's home), where the traditional tasks of families are transferred to the welfare state. This is expensive, as is government provision of flexicurity in the labor market through active labor market policies. It may also provoke deep government intervention into the private lives of citizens. The alternative is the social model of the United States where the dysfunctions of the market are treated, not by government, but by further marketization: commercialization replaces state intervention. More market produces yet more market. -- Flexible Märkte verlangen flexible Sozialstrukturen, menschliches Leben aber braucht stabile Gesellschaften. Herrschende Lehre ist: Die kapitalistische Entwicklung zerschlägt traditionale Ordnungen, doch die Gesellschaft setzt sich zur Wehr, und wohlfahrtstaatliche Politik organisiert neue Sicherheit anstelle der alten. Mehr Markt bewirkt mehr Staat. Thema des Aufsatzes ist die Fertilitätskrise moderner Gesellschaften und ihr Zusammenhang mit der Expansion des Arbeitsmarktes und dem Wandel der Familienstrukturen seit den 1970er Jahren. Gezeigt wird, dass traditionale Ordnungen auch ohne Subversion durch expandierende Märkte fragil sind. Märkte erzeugen nicht nur Unordnung, sondern bieten auch Freiheit. Das Ende der fordistischen Familie wurde nicht nur als Ordnungsverlust erlebt, sondern auch als Befreiung. Parallel zum Normalarbeitsverhältnis zerfiel das Normalfamilienverhältnis, und mit steigender Erwerbstätigkeit der Frauen stiegen die Scheidungs- und sanken die Geburtenraten. Am größten war und ist der Rückgang der Kinderzahlen, wo Frauen verheiratet sein müssen, um Kinder haben zu können. Die physische Reproduktion moderner Gegenwartsgesellschaften kann nur durch berufstätige Frauen in lockeren Familienbindungen stattfinden. Die sozialdemokratische Lösung ist das skandinavische Volksheim, in dem die traditionellen Aufgaben stabiler Kernfamilien von der wohlfahrtsstaatlich verfassten Solidargemeinschaft übernommen werden. Das ist teuer, nicht anders als die staatliche Gewährleistung von flexicurity im Arbeitsmarkt durch aktive Arbeitsmarktpolitik, und verlockt zu tiefen staatlichen Interventionen in die Privatsphäre. Die Alternative ist das Gesellschaftsmodell der USA, das die Dysfunktionen des Marktes statt durch staatliche Politik durch immer weitere Vermarktlichung zu beheben sucht: Kommerzialisierung statt Verstaatlichung. Mehr Markt führt zu noch mehr Markt.
    Date: 2011
    URL: http://d.repec.org/n?u=RePEc:zbw:mpifgw:115&r=ger

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