Abstract: |
In Folge der anhaltenden Finanzkrise haben sich nach Einschätzung maßgeblicher
Wirtschaftsinstitute und internationaler Organisationen die globalen
Wachstumsperspektiven dramatisch eingetrübt.1 Während die Prognosen für die
mittel-, ost- und südosteuropäischen Länder (MOS-Region) einschließlich der
GUS-Staaten zunächst keine unmittelbaren Folgen der Finanzkrise vorhersagten,
zeichnet sich nun ab, dass viele dieser Länder vom globalen
Wirtschaftsabschwung unter Umständen noch massiver betroffen sind als die
großen Industrieländer. Die Korrektur der Projektionen betrifft alle Länder
der Region, allerdings werden die einzelnen Staaten und Ländergruppen den
Prognosen zufolge von der Finanzkrise und den Wirkungen der glo-balen
Rezession unterschiedlich getroffen. Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass
die Konjunktur bzw. die Exportnachfrage einzelner Länder verschiedenartig
stark durch Kapitalströme, Wechselkurse und geldpolitische Konsequenzen
beeinträchtigt wird.2 In diesem Kontext spielen länderspezifische Faktoren (u.
a. die Intensität binnen- und außenwirtschaftlicher Ungleichgewichte sowie die
Abhängigkeit von den Rohstoffpreisen) eine wichtige Rolle. Die dramatische
Eintrübung der konjunkturellen Aussichten im östlichen Europa spiegelt sich
darin wider, dass alle Prognosen den Wachstumseinbruch umso stärker
voraussagen, je zeitnäher sie erstellt wurden (siehe Übersicht am Ende dieses
Beitrags). Diese auch für andere Regionen zu beobachtende rasche und deutliche
Korrektur der Vorhersagen dokumentiert die hohe Unsicherheit, mit der sie in
diesen außergewöhnlichen Zeiten behaftet sind. Die letzte der von uns
einbezogenen Prognosen von der EBRD (27.1.2009) erwartet für 2009 nun einen
massiven Wachstumseinbruch in den neuen EU-Mitgliedstaaten (EU-10). Besonders
stark fällt er in den baltischen Staaten aber auch in der Slowakei, Bulgarien
und Rumänien aus. Auch für die GUS-Staaten wurden die Projektionen seit Herbst
2008 deutlich nach unten korrigiert. Sie bewegen sich für Russland zwischen
-0,7% (IWF) und +1,0% (EBRD). Für die Ukraine wird ein Schrumpfen des BIP in
der Größenordnung von 5-6% erwar-tet. |